Freitag, 1. Mai 2009

Der Prolog - Erster Teil

Eisige Ruhe liegt über Dun Morogh. Ein Windhauch trägt ein dünne Schicht Schnee von den Bergen im Norden in das weiße Tal. Nadelbäume, die vereinzelt an unbereisten Wegen stehen, still wachend über die Ebene, zittern leicht in der Brise. Der Wind folgt den Wegen und saust weiter nach Süden. Dort erklimmt er einen letzten kleinen Hügel und erblickt zwei kleine Gestalten, die sich vom Südwesten her nähern. Leise und sanft nähert sich der Windhauch den beiden...

Lugin Kieselbart blinzelt, als eine leichte Brise ihm Schnee in die Augen treibt. Es ist nicht kalt. Für die Ebenen Dun Moroghs ist es sogar ein sehr mildes Klima. Für einen Zwerg wie Lugin haben niedrige Temperaturen aber sowieso wenig Bedeutung. Er ist damit aufgewachsen. Sein langes schwarzes Haar und sein dicker Bart schützen ihn vor Wind und Kälte wie es das Fell eines Bären tun würde. Den weniger bedeckten Teilen seines Gesichtes, besonders seiner Nase, sieht man eine gute Durchblutung jedoch deutlich an. Ein schlichtes Hemd, dass die Arme frei lässt, Hose und Stiefel wie sie ein jedermann aus dem warmen Süden tragen könnte, lassen aber schließen, dass dem Zwerg das Klima nichts ausmacht.
Die kleinere Gestalt neben ihm zittert leicht und klappert kaum hörbar mit den Zähnen. Die Gnomin trägt lediglich eine Robe und ein Paar schlichter Schuhe. Peyle Kühldraht friert. Vielleicht fehlt ihr eine dicke Mähne, wie der stämmige Zwerg sie trägt, denn ihr kurzes, helles Haar, aus dem über der Stirn wild einige längere Strähnen ragen, hilft wenig gegen die frostigen Winde Dun Moroghs.

Vor dem ungleichen Paar liegt das kleine Dorf Kharanos. Peyle ist froh, dass Lugin sich bereit erklärt hatte, sie bis hier hin zu begleiten. Nun, da das Ziel erreicht ist, fällt ihr der Abschied schwer.
„Möchtet Ihr nicht noch ein Weilchen in der Taverne verbringen, bevor ihr weiter reist“, fragt Peyle, die großen grünen Augen fragend auf den Zwerg gerichtet. Der Zwerg betrachtet das winzige Geschöpf und kann sich ein schmunzeln nicht unterdrücken, als er antwortet: „Hast wohl Angst, allein zu schlafen, he?“
Die Taverne des Dorfes ist still. Hier und da sitzen vereinzelt Zwerge und Gnome - wahrscheinlich nur auf der Durchreise - vor ihren Krügen und kippen sich in unregelmäßigen Abständen das Bier in den Rachen. Der Gastwirt, ein dicker Zwerg mit rötlichem Haaren, steht hinter einer steinernen Theke und putzt einen hoffnungslos verdreckten Becher. Als er die beiden Neuankömmlinge sieht, füllt er ohne zu zögern zwei Krüge mit Bier und stellt sie auf die Theke. Lugin kramt in einer Tasche nach ein paar Münzen doch der Wirt winkt ab und putzt weiter seinen Becher.
Mit den randvoll mit Bier gefüllten Krügen in der Hand geht Lugin zu dem Tisch, an dem sich Peyle bereits nieder gelassen hatte. „Was schaust du so betrübt drein, Kleine?“, fragt er die Gnomin. Peyle schaut auf und richtet ihre Augen auf ihn. Doch ihr Blick geht durch ihn hindurch. Mit hauchender Stimme antwortet sie: „Peyle fühlt sich seltsam an diesem Ort.“ Verwirrt und in Gedanken versunken greift sie nach den Becher und nimmt eine großen Schluck. Lugin kennt die Peyle erst seit eineinhalb Tagen und so versucht er, sie auf andere Gedanken zu bringen und das Gespräch in eine andere Richtung zu leiten: „Hier scheint nicht viel los zu sein, he? Diese Reisenden hier haben vielleicht etwas Arbeit für mich. Vielleicht reise ich doch nicht gleich weiter.“ Er betrachtet das Gesicht der Gnomin, die offenbar nicht zugehört hat. „Wir sollten uns in diesem Gasthaus ein Zimmer teilen und Morgen weiter sehen, he?“ Peyle nickt nur.
Sie verlässt den Tisch nach dem zweiten Krug mit einem leisen „Gute Nacht.“. Lugin gönnt sich noch fünf weitere Krüge. Er denkt nach, während er das Feuer im Kamin des Schankraums betrachtet. Den letzten Krug leert er in einem Zug und stellt ihn entschlossen auf den Tisch. Diese Gnomin braucht seine Hilfe. Lugin hofft, dass er es nicht bereuen wird. Er wird ihr helfen.

Joseline
Lugin
Peyle
Prolog
Ril
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren